Corteco baut größeres Lager in Weinheim
Zulieferer für freien Automobil-Ersatzteilmarkt investiert in Neubau und moderne Lagerinfrastruktur.
Weinheim/Hirschberg. Corteco ist einer der international führenden Zulieferer für den freien Automobil-Ersatzteilmarkt. Als Tochtergesellschaft der weltweit agierenden Freudenberg Gruppe liefert das Unternehmen Ersatzteile in Erstausstatter-Qualität. Corteco ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen – und der Erfolgskurs soll sich auch in Zukunft fortsetzen. Allerdings hat mittlerweile das europäische Lager in Hirschberg (Bergstraße) seine Kapazitätsgrenze überschritten. Zudem ist mit Blick auf die E-Transformation, die mittelfristig auch das Ersatzgeschäft betreffen wird, mehr Platz nötig. Für 2024 ist daher der erste Spatenstich für ein neues Lager geplant, und zwar im nahegelegenen Industriepark Weinheim, der zugleich Sitz der Freudenberg-Gruppe ist.
Wer kennt es nicht: Ein Pkw muss in die Werkstatt, es gilt, Teile auszutauschen. Und zwar möglichst sofort, nicht erst in vier Wochen. Um das zu gewährleisten, ist eine hohe Teileverfügbarkeit in den Werkstätten und den vorgelagerten Zwischenhändlern oberstes Gebot. Genau hier kommt Corteco ins Spiel – als Lieferant für den freien Automobil-Ersatzteilmarkt. Die Tochtergesellschaft von Freudenberg Sealing Technologies (FST) bietet über 26.000 Artikel in Erstausrüsterqualität, davon liegen etwa 16.000 im europäischen Zentrallager in Hirschberg – vor allem Dichtungs- und Schwingungstechnik sowie Innenraumfilter. Etwa 100.000 Teile werden täglich von dort aus auf den Weg zu den Kunden gebracht.
Das heutige Distributionszentrum in Hirschberg besteht seit 2013 und verfügt über eine Lagerfläche von ungefähr 9.000 Quadratmetern. Da Corteco in den letzten Jahren jedoch überdurchschnittlich gewachsen ist, bot das dortige Lager bald nicht mehr die idealen Bedingungen.
Da ein Ausbau des vorhandenen Lagers in Hirschberg nicht möglich war, entwarfen die Verantwortlichen bei Corteco Pläne und Konzepte für einen Neubau. Die Entscheidung fiel schließlich auf den Weinheimer Industriepark, da dieser viele infrastrukturelle Vorteile bietet. Der erste Spatenstich ist Anfang 2024, der Einzug für Mitte 2025 geplant.
„Das neue Gebäude wird mit 13.800 Quadratmetern nicht nur größer, wir verfügen künftig auch über eine automatisierte Lagerlösung“, verrät Dr. Christian Dickopf, Senior Vice President Corteco. „Wir planen für die Zukunft zusätzliches Wachstum. Auch wenn uns die Transformation zur E-Mobilität mit zeitlicher Verzögerung betreffen wird, so müssen wir auch die damit verbundenen zusätzlichen Produkte schon heute mitdenken.“
Des Weiteren entsteht an dem neuen Standort ein zusätzlicher Bereich, in dem Corteco künftig Teile selbst konfektionieren und verpacken kann. Das heißt, zuvor aus Platz- und Kapazitätsgründen ausgelagertes Geschäft kommt wieder zurück. Zur Einordnung: Über 95 Prozent der von Corteco vertriebenen Teile werden zu sogenannten Kits zusammengestellt.
„Die Kunden akzeptieren keine Teillieferungen von verschiedenen Standorten, sie wollen alles in einem Paket aus einer Hand. Gleichzeitig würde eine Verlagerung der Konfektionierung an möglicherweise kostengünstigere Standorte die dadurch entstehenden Kostenvorteile durch zusätzliche Frachtkosten neutralisieren. Und wir würden langsamer, hätten längere Vorlaufzeiten. Das ist gerade im Ersatzteilmarkt ein Wettbewerbsnachteil und somit keine Option“, erläutert Dr. Wolfgang Lohmann, Director Operations Europe.
Ein Bereich des neuen Gebäudes wird ein Hochregallager sein, in einem anderen steht ein sogenanntes Autostore-System. Dieses platzsparende, teilautomatisierte System verringert die benötigte Fläche um knapp ein Drittel. Robotergesteuert übernimmt es schnell und platzoptimiert körperlich schwere und Routineaufgaben. So können sich die Mitarbeitenden auf Tätigkeiten konzentrieren, die Know-how erfordern. „99 Prozent aller von uns vertriebenen, unterschiedlichen Artikel lassen sich im Autostore lagern. Dieser lässt sich beliebig erweitern, sogar im laufenden Betrieb, also ohne die Lagertätigkeiten dafür vorübergehend stillzulegen“, erklärt Projektleiter Jan Mittelstädt.
Ein weiterer Bonus des Autostores: Energieeffiziente Roboter bedienen ihn. Zehn davon benötigen gerade mal so viel Energie wie ein Staubsauber. Sie „sehen“ auch im Dunkeln problemlos, benötigen keine breiten Gänge und finden die benötigten Artikel schnell. „Die Ware kommt zum Menschen, nicht der Mensch zur Ware“, so Mittelstädt.
Auch das Thema Nachhaltigkeit kommt nicht zu kurz. So wird eine Photovoltaikanlage das neue Lager zu einem erheblichen Teil autark mit Strom versorgen. Auch das Verpackungskonzept wird weiterentwickelt, der Weg heißt „noch weniger Plastik“.